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2. Mach dir (keine) Gedanken!

September 26, 2019

Ein Jahr vor meinem Abitur ist die Idee in mir geboren, Psychologie zu studieren. Die Tatsache, dass meine Schulnoten weit entfernt von den Zulassungsbedingungen für dieses Studium lagen, war für mich zu der Zeit zweitrangig. Ich brannte für meine Idee!

Irgendwann in dieser Zeit sprach mich eine Lehrerin an und bat mich, zu ihr zu kommen. Oh Gott, dachte ich, habe ich etwas verbrochen? Ich ging hin und lauschte ihren Worten: „Monika, ich habe mitbekommen, dass Du Psychologie studieren möchtest. Weißt Du, das ist ein sehr schwieriges Studium. Das wirst Du nicht schaffen. Ich meine es nur gut mit Dir- such Dir etwas anderes.“ In einem Trancezustand verließ ich ihr Büro und in meinem Kopf hämmerten nur die Worte: DAS WIRST DU NICHT SCHAFFEN. Mein Gefühl war lähmend und ich habe mich total entwertet gefühlt.

Wir lernen von Beginn an. Und wir ziehen blitzschnell Schlussfolgerungen über Situationen, Menschen und alles andere im Leben. Es ist schon irgendwie genial was unser Gehirn oder besser gesagt, unser Verstand so leistet. Der grandiose Vorteil dabei ist, dass wir nicht jeden Morgen aufs Neue die Welt komplett erlernen müssen. Wir können, durch unsere Schlussfolgerungen über die Welt, immer reagieren und handeln. Das macht uns einfach lebensfähig.

Das Ganze hat nur einen doofen Haken. Es gibt keine „Schlussfolgerungs-Polizei“! Unser Verstand hat die Aufgabe, uns am Leben zu halten. Aber er sagt uns dabei nicht: „Diese Schlussfolgerung, die du gerade über dich oder jemand anderen gezogen hast, ist Bullshit!!“ 

Wenn uns jemand beleidigt und uns sagt, dass wir unfähig sind, kann es sein, dass wir das in uns verankern und annehmen. Und wenn wir es anfangen zu glauben, werden wir „Beweise“ in unserem Leben dafür suchen und garantiert finden. Gelingt uns beispielsweise etwas nicht auf Anhieb so, wie wir es uns gewünscht haben, wird sich unser Verstand mit Sicherheit melden und uns zuflüstern: „Siehste, bist halt eben unfähig.“ Das geht dann ziemlich wahrscheinlich mit unschönen Gefühlen einher. Wir glauben nämlich felsenfest, dass unsere Gefühle die Bestätigung dafür sind, dass unser Verstand recht hat.

Das stimmt zum Glück nicht! Unsere Gefühle sind nur eine Folge von Gedanken, sie sind nicht die Wahrheit. Und Gedanken sind auch nicht die Wahrheit, sondern sind von uns gezogene Schlussfolgerungen. 

Wir allein entscheiden, wie wir uns und andere bewerten und sehen.

Freunde dich mit deinem Verstand neu an. Du kannst anerkennen, dass er täglich unglaublich viel für dich leistet. Und du kannst ab heute entscheiden, dass du nicht alles für die Wahrheit hältst, was er dir vermittelt. Wissend, dass er anders nicht kann.

Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

Francis Picabia

Psychologie habe ich dann doch noch studiert und mein Diplom mit der Note „Sehr Gut“ abgeschlossen – danke an meine rebellische Seite in mir. Und ich kann mich noch genau an die vielen, vielen Situationen erinnern, in denen ich mich unfähig unter all den hochintelligenten Menschen gefühlt und die vielen Tränen, die ich vor Prüfungen vergossen habe.

Hier eine Übung für dich. Je öfter du sie machst, desto besser wirst du darin, selbst über dich und deine Gefühle zu entscheiden.

Coaching-Tool

„Das neue Freundschaftsspiel mit deinem Verstand“

Es poppt ein blödes Gefühl in dir auf und du sagst dir:

  • Es ist nur ein Gefühl, es ist nicht die Wahrheit. 
  • Was genau habe ich gerade über mich gedacht?
  • Aus welcher Schlussfolgerung über mich (wann immer ich sie über mich gezogen habe) entspringt dieser Gedanke?
  • Ich bin mir klar, dass dieser Gedanke nicht die Wahrheit ist, sondern von mir im Kopf gemacht ist.
  • Was ist gerade wirklich passiert oder vorgefallen, dass ich zu diesen Gefühlen und Gedanken gekommen bin? (Hier nur aufzählen, was für dich und Unbeteiligte sichtbar ist; nicht denken, nur beobachten: xy hat zu mir Worte gesagt, anstatt xy hat mich beleidigt)

Mach dir Notizen, dann wird es noch klarer für dich. 

Ich wünsche dir genussvolle Erkenntnisse! 

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